Ein Verbot von „Sonderzeichen“ für geschlechtergerechte Sprache im Schulunterricht: nach Vorstößen in Sachsen und Schleswig-Holstein wird es jetzt an vielen Stellen diskutiert. Im Sinne von Antidiskriminierung und Allgemeinbildung ist ein solches Verbot eine Katastrophe.
Denn Geschlechtervielfalt gehört zu unserer Gesellschaft. Ob bewusst oder nicht: die meisten von uns kennen nichtbinäre Menschen, also Personen, die weder Mann noch Frau sind. Das gilt unabhängig von Wohnort, Bildungsgrad oder Arbeitsumfeld – denn Geschlechtsidentität ist keine Wahl und Menschen nicht anzusehen. Dass wir über Personen(gruppen) sprechen, deren Geschlecht wir nicht kennen, gehört zu unserem Alltag.
Aber: Geschlechtsneutral zu sprechen, ist nach den bisher gelehrten Regeln in der deutschen Sprache kaum angelegt. Das Sprechen mit und über nichtbinäre Personen sogar noch weniger. Wo dazu aufgefordert wird, ausschließende und falsche Geschlechtszuschreibungen zu vermeiden, ist darum eine häufige Reaktion: wir möchten auf Diskriminierung verzichten, aber wie? Oder: wer versteht uns denn noch, wenn wir so schreiben?
Umso wichtiger, dass Schulen ein Lern- und Austauschort sein können. Darüber, was Sprache kann und was sie (noch) nicht kann. Denn nur wenn dieses Wissen früh und allgemein zugänglich ist, ist inklusive Sprache eine Selbstverständlichkeit und kein Elitenhobby.
Unabhängig davon, was in Schulen gelehrt werden soll und muss, sollte es uns alle stutzig machen, wenn Lerninhalte verboten werden sollen. Besonders, wenn sie sich auf ein respektvolles Miteinander, Antidiskriminierung und Menschenrechte beziehen.
Als Bundesverband Queere Bildung fordern wir darum dazu auf, engagierten Lehrkräften und Schüler_innen die Freiheit zu geben, geschlechtliche Vielfalt auch auf sprachlicher Ebene zu thematisieren. Im Sinne flächendeckender und chancengleicher Bildung fordern wir außerdem dazu auf, Konzepte zu entwickeln, mit denen diese Inhalte nachhaltig in Lehrpläne und Lehrmaterial integriert werden sollen.
Die Stellungnahme zum Download gibt es hier: Stellungnahme geschlechtergerechte Sprache in der Schule (PDF)