Als Dachverband der Antidiskriminierungsarbeit im Bereich sexuelle, romantische und geschlechtliche Vielfalt vernetzt der Bundesverband Queere Bildung heute 81 Projekte und Initiativen in allen 16 Bundesländern. Gegründet wurde er am 31. Mai 2014. Über 310.000 Jugendliche und Erwachsene haben seit seiner Gründung an Angeboten der queeren Bildungsarbeit teilgenommen. Doch noch immer gibt es Ausbaubedarfe, vor allem im Bereich der Erwachsenenbildung und in der strukturellen Förderung queerer Bildungsarbeit.
Aktive aus 43 queeren Bildungsprojekten in allen 16 Bundesländern feierten das erste Jubiläum des Vereins im Rahmen des diesjährigen Bundesvernetzungstreffens in der Akademie Waldschlösschen. Gemeinsam blickten sie zurück auf mehr als ein Jahrzehnt der Vernetzungsarbeit, die Veränderungen und Erfolge dieser Zeit: „Queere Bildungsarbeit ist hervorgegangen aus schwul-lesbischer Aufklärungsarbeit. Heute ist zum Glück nicht mehr wegzudenken, dass queere Bildung trans* und nichtbinäre Identitäten miteinschließt und ein vielfältiges Spektrum sexueller und romantischer Identitäten in ihr ihren Platz findet,“ so Lisanne Heilmann, Mitglied im Vorstand des Bundesverbands. „In vielen Elementen hat queere Bildungsarbeit sich weiterentwickelt und wird das auch weiterhin tun. Erhalten bleibt uns dabei aber der Grundgedanke, der schon zu unserer Vereinsgründung geführt hat: Qualität entsteht im Netzwerk.“
Dieser Gedanke liegt auch den gemeinsamen Qualitätsstandards zugrunde, in denen das Netzwerk erstmals 2017 ausformuliert hat, wie gute Bildungsarbeit zu Themen der sexuellen, romantischen und geschlechtlichen Vielfalt für die Arbeit mit Schulklassen und in der außerschulischen Jugendarbeit aussieht. Zu der Qualitätssicherung im Netzwerk erklärt Liam S. Rogall, Vorstandsmitglied: „Für die vielfältige Arbeit in unserem Netzwerk gemeinsame Standards zu formulieren, war ein intensiver Prozess. Und an einer engagierten Auseinandersetzung innerhalb des Bundesverbandes halten wir auch heute fest: denn damit solche Instrumente unsere Arbeit nicht einengen, sondern aufbauen, müssen wir sie ständig weiterentwickeln und kritisch hinterfragen.“
Aktuell arbeitet eine verbandsinterne AG daran, die Angebote der Erwachsenen- und Fachkräftebildung im Netzwerk stärker in einen Austausch zu bringen. Perspektivisch sollen auch daraus Qualitätsstandards entstehen. Sie bilden einen wichtigen Grundstein für die weitere Professionalisierung der immer stärker nachgefragten Angebote für eine Zielgruppe Ü27. „Im Rahmen des AG-Prozesses zum Aktionsplan Queer leben! haben wir uns z.B. intensiv darüber ausgetauscht, was Fachkräfte der Kinder- und Jugendarbeit brauchen, um queersensibel handeln zu können,“ so Rebecca Knecht, Vorstandsmitglied und Mitglied der AG Jugend zum Aktionsplan. „Unser Fazit ist: es gibt bereits viele fantastische Angebote für engagierte Fachkräfte in diesem Bereich. Aber: sie sind oft viel zu wenig zugänglich und nicht flächendeckend verfügbar. Damit sich das ändert, brauchen wir eine bundesweite Vernetzung der Anbieter_innen und einen Austausch bewährter Konzepte und Methoden.“
Ähnliches gelte für den Bereich Schule der Vielfalt. Das Netzwerk, das Schulen und Lehrkräfte dabei begleitet, sicherer Lern- und Lebensort für alle Schüler_innen zu werden, ist seit 2022 als besonderes Organ im Bundesverband verankert.
„Unser Modellprojekt „Bildungs_lücken schließen“ zu queerer Bildungsarbeit in strukturschwachen Regionen war ein Meilenstein für unser Netzwerk,“ betont Kira Splitt, Vorstandsmitglied. „Aber: Mit Projektarbeit, vor allem beschränkt auf einzelne Handlungsgebiete, ist es für eine nachhaltige Antidiskriminierungsarbeit nicht getan.“ Ziel sei es daher, die Arbeit des Bundesverbands in den kommenden Jahren weiter auszubauen und durch hauptamtliche Begleitung weitere Ressourcen für das Ehrenamt zu schaffen. „Queere Bildungsarbeit ist wichtig und systemrelevant für eine gesunde, widerstandsfähige Demokratie. Wir setzen uns darum dafür ein, auf Bundesebene Angebote zu schaffen, die allen Bedarfen, in allen Bereichen der Bildungsarbeit und an allen Orten in Deutschland gerecht wird. In der Jugendbildung, in der Erwachsenenbildung, und im Bereich Schule der Vielfalt.“
Weitere Eindrücke und Informationen zu unserem Jubiläum: 10 Jahre Queere Bildung e.V.