Auch wir von Queere Bildung e.V. haben die Nachrichten rund um den brutalen Angriff auf dem CSD Münster und die Nachrichten vom Tod von Malte C. verfolgt, Mahnwachen besucht und uns Communities gesucht, um über das Hassverbrechen zu sprechen und Gemeinschaft zu erfahren. In erster Linie sind unsere Gedanken bei Malte, bei den Menschen, die ihm nahestanden, die ihn liebten und einen starken und couragierten Menschen verloren haben. Wir trauern mit euch und wünschen jedem_r Einzelnen von euch in dieser schwierigen Zeit ein stärkendes und fürsorgliches Umfeld.
Wir wissen, dass Queerfeindlichkeit ein gesamtgesellschaftliches Problem ist, das LSBTIAQ+ besonders vulnerabel für Diskriminierung macht. Wir wissen, dass Queerfeindlichkeit alltäglich ist. Wir wissen, dass Hasskriminalität gegenüber LSBTIAQ+ zunimmt und tödlich sein kann. Aus diesem Wissen ergibt sich die absolute Notwendigkeit unserer queeren Bildungs- und Antidiskriminierungsarbeit. Trotzdem bleiben wir nach Maltes Tod fassungslos und traurig zurück.
Uns bewegen Gedanken, was diese Tat über die Gesellschaft aussagt, in der wir leben. Die Sorge darum, wie schnell ein stolzes, stärkendes zusammen Feiern und Demonstrieren uns zur Zielscheibe von Gewalt macht. Unverständnis darüber, dass allein unsere Existenz und unsere Sichtbarkeit Hass hervorrufen können. Wut, weil viel zu viele queere Menschen nicht nur Opfer queerfeindlicher Gewalt werden, sondern auch noch fürchten müssen, mit ihrer Erfahrung übergangen und unsichtbar gemacht zu werden.
Die vergangenen Tage sind auch voller Nachrichten, die hoffnungsvoll und dankbar stimmen. Darüber, dass es couragierte Menschen wie Malte gibt, die einschreiten, wenn Queerfeindlichkeit laut wird. Dass unsere Communities jetzt zusammenstehen und gemeinsam ein würdiges Andenken, eine Aufklärung dieser schlimmen Tat und besseren Schutz für uns alle fordern. Und dass wir Orte und Wege finden, gegenseitig füreinander zu sorgen, uns in unserer Angst, Trauer und Hoffnungslosigkeit aufzufangen und Mut zu machen. Das brauchen wir, denn Maltes Tod ist kein Einzelfall.
Es ist gut, aus der Politik nun viele Bekenntnisse gegen queerfeindlichen Hass zu hören. Dass das Bundesinnenministerium und das Bundesfamilienministerium ihre Pläne gegen Hassgewalt und für mehr Akzeptanz vorstellen. – Das sind wichtige und richtige Schritte auf einem Weg, den wir konsequent weitergehen müssen. Als Bundesverband sind wir überzeugt, dass es eine gewaltfreiere, stärkende Gesellschaft nur durch queere Bildungs- und Antidiskriminierungsarbeit geben kann.
Gehen wir es gemeinsam an! Schaffen wir Strukturen, um Menschen besser mit queerer Antidiskriminierungsarbeit, Sensibilisierung sowie Fortbildung zu erreichen. Begegnen wir Hass und Gewalt präventiv durch Bildung und Menschenrechtsarbeit. Unsere über 70 Projekte, die queere Bildungs- und Antidiskriminierungsarbeit anbieten, leisten mit ihrer Arbeit jeden Tag einen wichtigen Beitrag zur Gewaltprävention. Wir brauchen dringend bessere Rahmenbedingungen und Förderungen, um diese Arbeit, die maßgeblich ehrenamtlich geleistet wird, auszubauen. Wir möchten mit unserer Bildungsarbeit noch stärker dazu beitragen, zu den Themen geschlechtliche, sexuelle und romantische Vielfalt zu sensibilisieren. Wir möchten Menschen, insbesondere Jugendlichen, Lern- und Austauschmomente bereitstellen und Menschenfeindlichkeit entgegentreten. Unsere Arbeit ist ein zentraler Baustein, der Diskriminierung, queerfeindlicher Gewalt und Hass entgegenwirkt. Wir brauchen jetzt tragfähige Fundamente, um queere Bildungsarbeit ausbauen und stärken zu können. Hierzu bauen wir auf entsprechende Maßnahmen auf den Ebenen der Kommunal-, Landes- und Bundespolitik.
Für eine Gesellschaft, in der wir nicht mehr um die Opfer queerfeindlicher Gewalt trauern müssen.
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